Gutting informiert: "Unsere Gesellschaft muss bildungshungriger werden“

Bildungsbericht der Bundesregierung dokumentiert positive Entwicklungen

Foto Olav Gutting MdBDer von Bundesbildungsministerin Annette Schavan vorgelegte Bericht „Bildung in Deutschland 2010“ stand an diesem Donnerstag im Mittelpunkt der Debatte des Deutschen Bundestages. Hintergrund: Im Abstand von zwei Jahren informiert der Bericht "Bildung in Deutschland" über Entwicklungen im Bildungswesen. Er wird von einer unabhängigen Wissenschaftlergruppe unter Leitung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) erarbeitet und ist nunmehr zum dritten Mal erschienen. Der Bericht liefert einen Überblick über das gesamte deutsche Bildungswesen. Entsprechend dem Konzept von Bildung im Lebenslauf erstreckt sich die Berichterstattung von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung.

„Bildungspolitik braucht nicht immer neue ideologische Debatten, sondern mehr Gemeinsamkeit und Vergleichbarkeit unter den Bundesländern“, sagte die Bundesbildungsministerin und Ulmer Bundestagsabgeordnete Annette Schavan, die die Debatte eröffnete. Eltern müssten sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder, egal in welchem Bundesland sie zur Schule gehen, vergleichbare Bildungsabschlüsse und Schulmaterialien haben. Der Bericht dokumentiert in allen Bildungsbereichen viele positive Entwicklungen und weist erfreuliche Kennzahlen auf: Die finanziellen Aufwendungen je Bildungsteilnehmer liegen über dem OECD-Durchschnitt, die Bildungsbeteiligung der unter 3-Jährigen ist deutlich gestiegen. Ganztagsschulen wurden ausgebaut. Die Anzahl der Schulabgänger ohne Abschluss ist gesunken.

Die Ausbildungsmarktsituation verbessert sich seit 2006 kontinuierlich. Die Quote der Studienanfängerinnen und Studienanfänger ist im Jahr 2009 mit 43 Prozent auf einen Höchststand gestiegen. Insgesamt steige der Bildungsstand der Bevölkerung stetig an, sagte die Ministerin. Die Beharrlichkeit, mit der die Union in den vergangenen Jahren daran gearbeitet hat, die Bundesrepublik auf den Weg zur Bildungsrepublik zu bringen, zahlt sich aus. Der Bericht zeigt zugleich auch die Herausforderungen auf, vor denen wir im Bildungsbereich stehen: Dazu zählt vor allem der vorhergesagte Rückgang der Schülerzahlen an allgemeinbildenden Schulen von 9 Millionen im Jahr 2008 auf 7,3 Millionen.

Im Jahr 2025, der insbesondere die westdeutschen Flächenländer treffen wird, sowie die Kluft in den Bildungsverläufen von Kindern und Jugendlichen, die bestehende Bildungsangebote erfolgreich nutzen, und jenen, bei denen sich ungünstige Rahmenbedingungen auf den Bildungsverlauf auswirken. So wachsen 29 Prozent der Kinder in Deutschland in einer sogenannten „Risikolage“ auf, durch die ihre Bildungschancen beeinträchtigt sein können. In den Stadtstaaten sind es bis zu 40 Prozent.

Ein Indiz für diese Situation ist, dass trotz rückläufiger Schülerzahl die Zahl der Förderschüler sowohl an den Förderschulen als auch an den allgemeinbildenden Schulen mit integrativer Förderung steigt. Um auch den Kindern ohne unterstützendes Umfeld erfolgreiche Bildungsverläufe zu ermöglichen, hat die christlich-liberale Koalition eine ganze Reihe neuer Instrumente eingesetzt: Dazu gehören im Einzelnen ein verstärkter Ausbau der frühkindlichen Förderung (Offensive „Frühe Chancen“), Bildungsketten mit individueller Begleitung – beginnend in der Schule bis in eine Berufsausbildung hinein – und nicht zuletzt im Rahmen der aktuellen Novellierung des SGB II ein umfassendes Bildungspaket.

Nie wurde mehr Geld für Bildung im Allgemeinen und die Zukunftschancen sozial benachteiligter Kinder im Besonderen ausgegeben als unter der christlich-liberalen Koalition. In diesem Zusammenhang rief Annette Schavan die SPD auf, im Vermittlungsverfahren zur Hartz-IV-Novelle das Bildungspaket nicht weiter zu blockieren. „Hören Sie auf, das Bildungspaket weiter zu verzögern“, rief sie der Opposition zu. „Bildung ist nicht nur eine Frage des Staates, sondern auch eine Anfrage an unsere Gesellschaft, die eine bildungsbegeisterte und bildungshungrige werden muss“.