„Wer den Zeitgeist heiratet, ist bald Witwer“

Häufiger Zwischenbeifall und Standing Ovations für Wolfgang Bosbach Oberhausen-Rheinhausen (ber). Standing Ovations für Wolfgang Bosbach, der oft als CDU-Rebell tituliert wird: So feierten ihn seine vielen bekennenden Fans. Immerhin ist er der Einzige, der als einfacher Bundestagsabgeordneter im Poli-tikerranking bewertet wird. Der 63-Jährige gilt als Fernseh- und Quotenstar der CDU, doch live kommt der Promi noch besser rüber. In der TV-Halle kleben die gut 250 Besucher an seinen Lippen, spenden häufig Zwischenbeifall, genießen seinen Auftritt. Der brillante Redner packt seine illustrativen Botschaften so ge-schickt in nette Ausführungen, dass sie jeder verstehen und keiner ihm böse sein kann. Trotz seiner unheilbaren Krebserkrankung hat er nicht seinen Humor verloren.

 

„Ich bin ein friedlicher und fröhlicher Mensch“, stellt der Rheinländer klar, „und kein Rebell.“ Warum nicht? „Heute bist du schon verdächtig, wenn du bei deiner Meinung bleibst.“ Das gelte auch für seinen „Freund Olav“, der wie er gegen die Griechenlandhilfe stimmte und mit ihm einen Brandbrief an die Kanzlerin schrieb.

Bei der Begrüßung hatte Gutting auch die inhaltlichen Gemeinsamkeiten beschrieben. Von seinem zweiten Freund, dem „Ulli“ (Hockenberger), den er zweimal so anredete, bekam der Gast als „präsentester Bundestagsabgeordneter“ viel Lob, Dank und einen gefüllten Rucksack. Fast ein Stunde lang setzte Bosbach Pflöcke: „Wir wollten eine Währungsunion, aber keine Haftungs- und Transferunion.“ Kein Land solle für die Schulden eines anderen haften müssen, das sei bei der Einführung des Euro das Versprechen gewesen, an das er sich noch heute gebunden fühle, sagte er zu den von ihm strikt abgelehnten Griechenlandhilfen.

Weitere Botschaften: „Wer den Zeitgeist heiratet, ist bald Witwer.“ Und: „Wer glaubt, hier nach den Regeln der Scharia leben zu müssen, hat sich das falsche Land ausgesucht.“

Mit starkem Applaus unterstützte die Zuhörer seine Forderung: „Keine Toleranz an der falschen Stelle.“ Wenn er es auch nicht explizit so aus-sprach: Für ihn bedarf die Flücht-lingspolitik einer Kurskorrektur. Heftige Kritik übte der Jurist an der Europäischen Union, die nur Solidarität bei der Geldentgegennahme kenne. „Wir müssen die EU stärker in die Pflicht nehmen und den Staaten, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, Fördermittel in Milliardenhöhe streichen.“ An die Adresse der Landesregierung gewandt: „Wir sind gegen Einheitsschulen, weil wir keine Einheitskinder haben.“ (Schmidhuber)