Amerika als Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Veröffentlichung eines Erfahrungsberichts von Julian Dutzi, der am Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Deutschen Bundestages teilnahm

Sehr geehrter Herr Gutting, vielen Dank, dass Sie mir das Austauschjahr in Amerika ermöglicht haben. Es war eine unvergessliche Zeit, die ich sehr genossen habe. In den USA habe ich in der Stadt Dubuque in dem Staat Iowa gelebt. Dort leben fast 60.000 Leute. Dies bedeutete eine Umstellung, da ich das kleine Dorf Zeutern gewohnt war. Dort hatte mich eine Gastfamilie aufgenommen und sich um mich gekümmert.

Gastfamilie

Ich habe mich sehr wohl gefühlt und habe auch sehr viel Zeit mit meiner Gastfamilie verbracht. Mit drei Gastgeschwistern und einem weiteren Austauschschüler aus Pakistan in der Familie war immer etwas los im Haus. Zwei der drei erwähnten Geschwister sind junge Mädchen im Alter von fünf und sieben Jahren. Da ich daheim nur einen Bruder habe, war es schön, die Chance zu bekommen, auch einmal Schwestern zu haben.

Mein Zuhause in Dubuque


Schule

Natürlich musste ich dort auch eine High School besuchen. Der Unterricht ist anders gestaltet und auch mehr auf den einzelnen Schüler abgestimmt als in Deutschland. In den USA kann jeder seinen Stundenplan fast frei zusammenstellen, mit ein paar Vorgaben wie zum Beispiel Mathematik. So kann jeder die Fächer wählen, die ihm Spaß machen und in denen er gut ist. Zum Beispiel konnte man Fächer wie Band, Krafttraining, Arbeiten mit Holz und vieles mehr wählen. Ich habe die zwei schwersten Matheklassen dort belegt, um hier in Klasse 11 den Anschluss zu finden, aber ich habe auch einige leichtere Fächer gewählt, nämlich Krafttraining und Mediengestaltung. In allen Fächern war die Unterrichtsbeteiligung sehr hoch und die Lehrer waren sehr "locker". Sie schienen mehr als ein Freund als ein Lehrer, wodurch das Unterrichtsklima sehr gut war und das Lernen sogar fast jedem Spaß machte. So etwas würde ich mir auch für Deutschland wünschen.

Das ist die High School, die ich in Amerika besucht habe.

Sport

Zudem wird in Amerika auch sehr viel Wert auf Sport in den High Schools gelegt. Es gibt sehr viele verschiedene Sportangebote, wie zum Beispiel American Football, Schwimmen, Leichtathletik und vieles mehr. Diese Sportarten erfordern sehr viel Disziplin von den Schülern, da täglich bis zu drei Stunden nach der Schule trainiert wird. Als ich nach Amerika kam, fing gerade die American Football Saison an. Da ich in Deutschland nicht wirklich die Chance habe diesen Sport auszuüben, habe ich dort gespielt. Es war ein großes Team von fast 50 Leuten. Ich war sehr aufgeregt zu Beginn, da ich erstens keine Ahnung hatte, wie Football gespielt wird und zweitens keinen dort kannte. Diese Aufregung war völlig unbegründet, da mich dort alle herzlich willkommen geheißen haben und auch alle unterstützt haben. Jeder hat versucht, mir die komplexen Regeln zu erklären und nach einer Weile habe ich den Sport sogar verstanden. Da ich weder für das Werfen noch das Fangen des Footballs wirklich geeignet war, da ich einfach zu ungeübt war, wurde ich zum Kicker. Ich durfte also in den Spielen den Ball in speziellen Situationen kicken. Bevor ich nach Amerika kam, hatte ich noch nie einen Football getreten, aber dennoch habe ich alle anderen, die zu kicken versuchten, in den Schatten gestellt. Nach wenigen Wochen war ich also ein fester Bestandteil des Teams. Und nach einem erfolgreichen Kick wurde ich sogar in einem Zeitungsartikel erwähnt.

Ein Bild von mir, wie ich den Football kicke

Aber da ich mehr erfahren wollte als nur eine Sportart, bin ich im Winter geschwommen. Das war der anstrengendste Sport, den ich jemals betrieben habe. Jeden Tag drei Stunden Schwimmtraining und zusätzlich noch eine Stunde Krafttraining. In den Winterferien sogar fünf Stunden Schwimmtraining. Einfach war das sicher nicht, aber als Team haben wir das gemeinsam durchgestanden. Im Frühjahr habe ich dann, typisch deutsch, Fußball gespielt. Auch hier wieder drei Stunden Training täglich, sechs Tage die Woche. In all diesen Mannschaften habe ich etwas erfahren, was die Amerikaner „Team Spirit“ nennen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Spielern war unbeschreiblich, vor allem im Footballteam. Niemand wurde im Stich gelassen und für alle wurde gesorgt. Hatte jemand zum Beispiel einen Fehler im Spiel gemacht, dann hat kein einziger etwas Negatives gesagt, sondern alle haben versucht, denjenigen wieder aufzumuntern. Dieser Team Spirit entsteht, da man die Mannschaftskameraden so oft sieht. Sie werden fast wie eine zweite Familie, bei der jeder willkommen ist.

Autofahren

Etwas anderes, das überraschend war für mich, ist die Tatsache, dass Jugendliche dort ab 16 Jahren Auto fahren dürfen. Als ich am ersten Tag in die Schule kam, war ich sehr überrascht wie groß der Parkplatz an der Schule war. Dann aber habe ich verstanden, dass mehr als 800 Schüler jeden Tag mit dem Auto zur Schule kommen und einen Parkplatz brauchten. Dies hatte Vor- und auch Nachteile. Ein Nachteil ist, dass jeden Tag nach der siebten Stunde, nach der für die meisten Schüler die Schule zu Ende war, das Chaos ausbrach. Es gab fast schon so etwas wie Stau, da jeder so schnell es ging nach Hause wollte. Ein klarer Vorteil ist, dass jeder von daheim aus losfahren kann und nicht erst zu einer Bus- oder Bahnhaltestelle laufen muss, was einiges an Zeit einspart. Ein weiter Vorteil ist, dass man zu jeder Zeit nach Hause kommen kann. Das Footballtraining war zum Beispiel direkt nach Schulende. Als das Training zu Ende war, sind keine Schulbusse mehr gefahren. Wenn nicht fast jeder ein Auto gehabt hätte, hätten Eltern jeden Tag um 18 Uhr zur Schule müssen und ihre Kinder abholen. Mir selbst war es nicht erlaubt, dort zu fahren. Für mich war es daher sehr praktisch, dass meine Freunde Autos hatten, da meine Gastfamilie nicht die Zeit dazu hatte, mich jeden Tag vom Training abzuholen. Ich muss sagen, in dieser Hinsicht sind die Jugendlichen viel unabhängiger als die Jugendlichen in Deutschland. Und zudem sind die Eltern entlastet, da sie ihr Kind nicht immer herumfahren müssen.

Jobs

In Amerika ist es einfacher für Jugendliche einen Teilzeitjob zu finden. Es gibt ein breitgefächertes Angebot von Teilzeitarbeit. Man kann dort in Restaurants arbeiten, aber auch in Supermärkten und mit den richtigen Qualifikationen, die man sehr früh erlangen kann, zum Beispiel auch als Altenpfleger. So kann dort jeder Jugendliche, der es möchte, sein Taschengeld aufbessern mit ein paar Stunden Arbeit jede Woche. Diese Möglichkeit haben viele Jugendliche in Deutschland nicht, was eigentlich schade ist. Zu arbeiten als Jugendlicher bringt einige Vorteile mit sich. Man wird zum Beispiel schon einmal an die Arbeitswelt herangeführt und später im Leben, wenn man sich bewirbt, kann man Arbeitserfahrung vorweisen.

Fazit

Unterm Strich finde ich, dass Jugendliche in Amerika mehr Möglichkeiten haben ihren Alltag zu gestalten als in Deutschland. Sie können ihre Schuldbildung nach ihren Fähigkeiten gestalten und auch früh Erfahrungen im Arbeitsleben sammeln. Ich war sehr gerne dort und bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Zudem würde ich jedem Jugendlichen, der die Möglichkeit hat, empfehlen, einige Zeit in Amerika zu verbringen.

Mit freundlichen Grüßen

Julian Dutzi