Bei ihnen gibt’s Blasmusik und Kabarett

Bericht der Bruhrainer Zeitung / Trommlerpreis / Altneihauser Feierwehrkapell´n neuer Träger / Verleihung über Landesgrenzen bekannt / Auh Franz Burda und Tony Marschall schon geehrt

Philippsburg. Sicherlich, sie können etwas. Doch Bescheidenheit ist nicht ihre Zier: Mit stolz geschwellter Brust nennen sich die „neun gestandenen Gesellen“ auch „Glanz der Oberpfalz“ und „Bayerns Antwort auf Helene Fischer“. Die glorreichen Neun kommen aus der heimlichen Metropole Windischeschenbach an der tschechischen Grenze: die „Altneihäuser“. Auch beim Feiern gehe es heiß her, bekundeten sie zwischendurch. Deshalb treffe der Begriff „Feierwehr“ eher zu als „Feuerwehr“.

Zu ihren Fans gehören Ex-Terminator und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, Ministerpräsident Horst Seehofer, Schauspielerin Uschi Glas und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, jedenfalls dem Hörensagen nach. Jetzt hat sich der erlauchte Kreis um lokale Prominenz wie Bürgermeister Stefan Martus, Bundestagsabgeordneter Olav Gutting, Landtagskollege Ulli Hockenberger und mindestens 600 Philippsburger, Huttenheimer, Rheinsheimer und weitere Anrainer erweitert.

Als würdige Empfänger der höchsten fastnachlichen Auszeichnung erwies sich die Blasmusik- und Kabaretttruppe aus der Oberpfalz, die in ihren historischen Feuerwehruniformen sofort die Blicke auf sich zieht. Mit Fernsehauftritten in der Hitparade und insbesondere in der TV-Sendung „Fastnacht in Franken“ ist sie längst einem breiten Publikum bekannt. Die Kulttruppe, die Spaß und Scherz, Schmankerl und Schabernack mit pfiffigem und politisch provokantem Kabarett vermischt, konnte auch die alte Festungsstadt am Rhein mit ihrem Vorort „Huttener“ im Sturm erobern.

Als Art „Wadlbeißer“ erwies sich Anführer Norbert Neugirg, der sich die anwesenden Politiker schnappte. Seine Darbietungen in Reimform erinnerten stark an das im Freistaat beliebte „Derblecken“. Monsieur Emmanuel Macron und Madame Brigitte in Frankreich bekamen ebenso ihr Fett ab wie das amerikanische Irrlicht Donald Trump. Auch für Horst Seehofer und Markus Söder hatte das Ensemble, wie es sich selber nannte, einige kritische und spöttische Anmerkungen auf Lager. In ihrem Wohnort Windischeschenbach, weitgehend abgeschottet von der Außenwelt, sei mehr los als in Philippsburg, lautete das „Kompliment“ an die Gastgeber, die es gefasst innerlich notierten.

Mit Stolz und Freunde nahmen die Bajuwaren die hohe Auszeichnung mitsamt Urkunde aus der Hand des Narhalla-Präsidenten Harald Weis entgegen. Der „Trommler“ von Philippsburg ist eine besondere Gestalt: aus der Zeit der Reichsfestung um 1640, beschrieben vom Schriftsteller Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. So gilt der Trommlerpreis, den Persönlichkeiten wie Franz Burda, Ernst Neger, Margit Sponheimer, Tony Marshall, Ivan Rebroff oder Michl Müller erhalten haben, als besondere ehrenvolle Zuwendung.

Die Bayern gehen jetzt als 50. Preisträger in die 144-jährige Geschichte des in der ganzen Region ältesten Karnevalvereins ein. Seit vielen Jahren ist die Verleihung über die Landesgrenzen bekannt und zum Höhepunkt der Philippsburger Fastnacht geworden. Zu den gleich mehrfachen Höhepunkten gehörten die Auftritte früherer Trommlerpreisträger, so des fernsehbekannten Büttenredners „Hofnarr“ Andreas Franz („Ein jeder malt sich seine Welt, gerade so wie’s ihm gefällt“), des 30 Minuten lang bejubelten brillanten Musikprofessors Werner Beidinger und des lautstark gefeierten „Dudi“: Günter Dudenhöffer, wieder einmal im Hochformat.

Wie zu besten Festungszeiten gab es viele Uniformierte, darunter Seine Durchlaucht Prinz Philipp LXX. (Volker Ceh) mit Pagen und Gefolge, die Trommlergarde und die jungen Saalbachperlen, Tanzmariechen Anna-Lena Knopp und der kleine Trommler (Fabian Ceh) mit seinem Prolog. Als unentbehrliche Kanone im (Stimmungs-)Arsenal feuerte Charly Bög seine musikalisch-gesanglichen Salven ab. Zur Bereicherung des langen Abends mit Sitzungspräsident Klaus Umstadt trugen die Narhalla-Saphire, die Pfinzgrodde, die Badner Schalmeien, das vampirische Männerballett und die „schottische“ Strassergarde bei. (Copyright / Quelle: wr / Bruhrainer Zeitung)