Nach bestandener Prüfung auf Abschlussfahrt in Berlin
Berlin / Hockenheim. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“, hörte man in letzter Zeit nicht nur von Fußballfans, sondern auch von den Neuntklässlern der Schule am Kraichbach, denn es ging nach bestandener Prüfung auf Abschlussfahrt in die Hauptstadt. Begleitet von Klassenlehrer Manuel Schlosser und Lehrerin Bärbel Ott folgten sie der Einladung des Bundestags. Ihr Bundestagsabgeordneter Olav Gutting (CDU) empfing die Klasse zu einem Gespräch im Paul-Löbe-Haus. Gutting lobte die Schüler danach in den sozialen Medien für ihre gute Vorbereitung und die interessanten Fragen. Er beantwortete nicht nur Fragen zum Parlament und seinem Werdegang, sondern diskutierte mit den Schülern über Bürgergeld, Ukrainekrieg, Renteneintrittsalter, Lehrermangel und Baustellen auf den Autobahnen.
Selinas Frage, was ihn momentan am meisten beschäftige, beantwortete das Gutting als Mitglied des Finanzausschusses, eine Lösung für die angehäuften Schulden zu finden, damit kommende Generationen nicht davon belastet werden. „Haltet durch! Strengt euch an! Wir bauen auf euch!“, gab er den jungen Menschen zum Abschied mit auf den Weg. Nach dem Abgeordnetengespräch durften die Abschlussschüler in einem parlamentarischen Rollenspiel im Deutschen Dom selbst in die Rollen von Abgeordneten schlüpfen und über Gesetze entscheiden. Bei der anschließenden Führung durch die Demokratie-Ausstellung im Deutschen Dom entschied sich die Klasse einen Schwerpunkt auf das Dritte Reich zu legen.
Die Klasse besuchte bereits einen Tag zuvor die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen und das Mahnmal für die ermordeten Juden und Homosexuellen, um mehr über die Gräueltaten der NS-Zeit zu erfahren. Zur Ablenkung ging es abends zum Spaziergang an die Spree und an die East Side Gallery. Der fünfzehnjährige Michele fand auf den Mauerresten gleich den Bruderkuss von Honecker und Breschnew, den sie aus dem Geschichtsbuch kannten. „Und schaut, da ist der blaue Trabi auf der Mauer. Der war aus Pappe“, teilte Klassensprecher Nicolai sein Wissen.
Aber zu einer Abschlussfahrt nach Berlin gehört nicht nur Geschichte und Politik. In ihrem selbst geplanten Programm lernten die Jugendlichen – die meisten von ihnen zum ersten Mal in der Hauptstadt – die zahlreichen Facetten Berlins kennen. Die Jugendlichen fanden schnell heraus, wo es die beste Currywurst und den besten Döner der Stadt gibt, gingen am Kudamm shoppen und erlagen den Reizen der Luxusmarken im KaDeWe (Kaufhaus des Westens). Sie gruselten sich im Berlin Dungeon vor den Schauspielern, die eindrucksvoll die dunklen Seiten Berlins beleuchteten. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Partylust zeigten die Hockenheimer in der Schülerdisco im Club Matrix. Als letzte von 1000 Schülern verließen sie die Partyreihe, die extra für Schülergruppen organisiert wird. Ott und Schlosser waren beeindruckt, als sie zum Schluss allein in der Lehrerlounge der Disco auf ihre Schützlinge warteten. „Das war der beste Abend überhaupt“, jubelte Constantin danach überzeugt.
Und natürlich durfte auch der Fußball nicht fehlen, wenn man schon zur Zeit der Fußball-Europameisterschaft in der Hauptstadt ist. Die Klasse schaute gemeinsam das Achtelfinale der Deutschen in der Jugendherberge, spielte mit spanischen Fans an einem riesigen Tischkicker im Hof des Berliner Stadtschlosses und freute sich riesig nach dem nächtlichen Besuch der Reichstagskuppel noch zum Public Viewing des Portugal-Spiels in die an diesem Abend entspannte Fanzone vor dem Reichstag zu dürfen.
Edisons Meinung auf der Rückfahrt im ICE dürfte wohl den Gesamteindruck der Schüler am besten kurz und knapp zusammenfassen: „Berlin war einfach die geilste Klassenfahrt!“