„Ein Motor ist auch nur ein Mensch“
MdB Olav Gutting und Automobilexperte Peter Kunz diskutierten über die Zukunft des Verbrennungsmotors
Bruchsal/Schwetzingen/Altlußheim (aj). Wie geht es weiter mit dem Verbrennungsmotor? Wohin steuert die deutsche Automobilindustrie? Und: Welche Rolle sollte die Politik dabei spielen? Auf diese Fragen wollte der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Bruchsal-Schwetzingen, Olav Gutting, Antworten geben und hatte deshalb zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung unter dem Titel „Mit dem Diesel in die Zukunft?!“ in das Museum „Autovision“ in Altlußheim eingeladen.
Zu Beginn der Veranstaltung erklärte Diplom-Wirtschaftsingenieur Peter Kunz, Experte für Verbrennungsmotoren von der Automobil-Prüftechnik Landau GmbH (APL), die allgemeine Funktionsweise eines Verbrennungsmotors am Beispiel des Dieselmotors.
„Ein Motor ist auch nur ein Mensch“, eröffnete Kunz seinen Vortrag und sorgte damit für den einen oder anderen Lacher unter den zahlreichen Anwesenden. Im unmittelbaren Anschluss überzeugte der Automobilfachmann jedoch mit knallharten Fakten: „In Stuttgart werden durch Autos täglich 475 Kilogramm Feinstaub freigesetzt.“
Davon entstünden jedoch lediglich rund 77 Kilogramm durch Abgase. Die restlichen 398 Kilogramm seien laut Kunz auf den Abrieb von Reifen, Bremsen und durch Wiederaufwirbelung zurückzuführen und würden auch beim Einsatz von E-Autos entstehen.
Weiter erklärte der Fachmann, dass der Dieselmotor aus der Sicht von Fachexperten der „effektivste Motor“ sei. „Trotz der genannten Punkte liegt der Fokus in der aktuellen Diskussion sehr stark auf dem E-Motor“, kritisierte Kunz. Abgasneutrale Kraftstoffe als interessante Alternative fänden hingegen kaum Beachtung. „Würden wir komplett auf E-Mobilität umsteigen, so müsste es in Deutschland in etwa 50.000 zusätzliche Windanlagen geben“, erläuterte Kunz und verwies zudem darauf, dass es aus seiner Sicht nicht genügend Rohstoffe gäbe, um überhaupt so viele Batterien wie dann notwendig zu produzieren.
Im Rahmen der anschließenden Diskussion äußerte sich neben zahlreichen Gästen auch der Inhaber des Museums „Autovision“, Horst Schultz. Schultz, der sich mit alternativen Antrieben befasst, brachte als Alternative zu Verbrennungsmotoren auch Diesel-Hybrid- und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge ins Spiel.
Von Seiten der Politik erklärte CDU-Bundestagsabgeordneter Olav Gutting im Hinblick auf die Zukunft, dass das von den Grünen geforderte Verbot von Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030 aus seiner Sicht nicht zielführend sei. „Wir müssen langfristig und ganzheitlich denken und dabei auf Technologieoffenheit statt auf Verbote setzen“, so der Parlamentarier. Die „Verteufelung der Dieselfahrzeuge und des Verbrennungsmotors“ entbehre aus seiner Sicht jeglicher Sachlichkeit und wissenschaftlicher Argumentation. Zudem gingen laut Gutting die Fortschritte der letzten Jahre völlig unter.
Mit Blick auf die jüngst von der Automobilindustrie angekündigten und teilweise bereits durchgeführten Softwareupdates zeigte sich Gutting skeptisch: „Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Softwareupdates Wirkung zeigen“, so der Volksvertreter. Gegebenenfalls müsse man ansonsten weitreichendere Maßnahmen in Betracht ziehen. „Auch Nachrüstungen von Hardware, wie beispielsweise durch den Einbau von zusätzlichen Abgasreinigungssystemen, sind für mich nicht völlig abwegig“, erklärte der gewählte Volksvertreter. Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, wie von den Grünen gefordert, sei für ihn jedoch ausgeschlossen.