Organspende: eine Entscheidung fürs Leben!

Foto / Veranstaltung zum Thema Organspende: eine Entscheidung fürs Leben! - v.l.n.r.: Olav Gutting, Peter Hellriegel und Dr. Marco Veselka.

Altlußheim. Aufklären, informieren, mit dazu beitragen, dass Ängste und Vorurteile abgebaut werden: Die CDU-Altlußheim hatte hierzu Peter Hellriegel vom Selbsthilfeverein Lebertransplantierte Deutschland e. V. und den Bundestagsabgeordneten Olav Gutting (CDU) nach Altlußheim zu einem Informationsabend zum Thema Organspende eingeladen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbands, Dr. Marco Veselka, stimmte Peter Hellriegel die Gäste mit dem eindrucksvollen Musikvideo „Jemand schenkt Dir sein Herz“ von Nele, das das Thema Organspende gleichermaßen behutsam und nachdrücklich angeht, ein.

Im Anschluss erzählte Peter Hellriegel seine persönliche Geschichte, die als roter Faden diente, um den Gästen das Thema Organspende und die Bedeutung eines Organspendeausweises näher zu bringen. Seine Geschichte fing harmlos an: 1991 leichte Bauchschmerzen, erste Anzeichen einer seltenen Gallengangentzündung. 1996 chronische Erkrankung der Leber. 2005 hatte die Autoimmunerkrankung seine Leber zerstört – Aufnahme in die Warteliste für eine Lebertransplantation. Peter Hellriegel hatte Glück. Bereits Anfang 2006 erhielt er eine neue Leber. Seit Ende 2007 steht Peter Hellriegel wieder mitten im Leben und arbeitet wieder als Sonderschullehrer. Soviel Glück haben jedoch bei Weitem nicht alle. Alle acht Stunden stirbt in Deutschland ein Mensch, weil es für ihn kein passendes Spenderorgan gibt.

Derzeit warten bundesweit etwa 12.000 schwerkranke Patienten auf ein lebensrettendes Organ. Umfragen zufolge ist die grundsätzliche Bereitschaft, Organe zu spenden, in den vergangenen Jahren zwar gestiegen; dennoch verfügt nur jeder vierte Bundesbürger über einen Organspende-Ausweis. Und das, obwohl 80 Prozent aller Deutschen Organspenden generell befürworten und 70 Prozent nach ihrem Tod selbst Organe spenden würden, wenn sie dadurch Leben retten könnten. Peter Hellriegel machte jedoch auch darauf aufmerksam, dass ein Organspender bis zu fünf anderen Menschen das Leben retten kann. „Die Wahrscheinlichkeit, ein Organ zu erhalten, ist also sehr viel größer als selbst Organe zu spenden“, betonte Hellriegel.

Nach wie vor sind viele Bürger jedoch in puncto Organspende schlecht informiert. Kaum ein Jugendlicher weiß, dass er schon mit 16 Jahren einen Organspende-Ausweis besitzen darf, und nur wenige Senioren sind sich darüber im Klaren, dass auch sie als potenzielle Organspender infrage kommen, da es nicht auf das Alter, sondern auf den Zustand eines Spenderorgans ankommt. Nach dem Vortrag von Peter Hellriegel konnten die Gäste als Resümee mit nach Hause nehmen: Ein Organspendeausweis bietet die Möglichkeit, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu dokumentieren. Unabhängig davon, wie man sich entscheidet – auf jeden Fall ist es sinnvoll, einen Organspendeausweis auszufüllen und mit der Familie über seine persönliche Entscheidung zu sprechen.

Über die aktuellen Diskussionen im Bundestag informierte anschließend Olav Gutting MdB. Der Wahlkreisabgeordnete zeigte sich dabei erfreut, dass es gelungen ist, fraktionsübergreifend eine Neugestaltung des Transplantationsgesetzes zu vereinbaren. Nach der Verabschiedung des Gesetzesentwurfs, was voraussichtlich noch vor der Sommerpause geschehen wird, werden dann ab Januar 2013 alle Krankenversicherte regelmäßig von den Krankenkassen über Organspenden informiert und nach ihrer Bereitschaft zur Organspende befragt. Die seit 1997 geltende Zustimmungslösung soll damit durch die sogenannte Entscheidungslösung abgelöst werden. Gutting betonte, dass der gefundene Kompromiss eine gute Lösung darstelle. Ein Zwang würde die Bereitschaft, als Organspender zur Verfügung zu stehen, nicht erhöhen. "Die Entscheidung berührt den Kern der Persönlichkeit. Auch nach unserer Neuregelung muss sich niemand äußern und unbedingt einen Spenderausweis ausfüllen", so Gutting. Er hoffe, dass sich die Zahl der Organspender in den nächsten Jahren durch die neue Regelung deutlich steigern werde. Das neue Transplantationsgesetz wird darüber hinaus Bund und Länder verpflichten, bei der Ausgabe von amtlichen Ausweisdokumenten wie Pass, Personalausweis oder Führerschein geeignetes Aufklärungsmaterial zur Organspende sowie einen Organspendeausweis zur Verfügung zu stellen. Auch in den Krankenhäusern werde es Veränderungen geben. Zukünftig soll es in den Kliniken Transplantationsbeauftragte geben, die als Ansprechpartner vor Ort dienen werden. „Mit dem Gesetz werden Zeitpunkte und Orte der Entscheidung und der Diskussion über die Entscheidung geschaffen“, so Gutting.

Unter großem Beifall der Gäste bedankte sich der CDU-Vorsitzende Dr. Marco Veselka zum Schluss bei Peter Hellriegel und Olav Gutting für die höchst informativen Ausführungen und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der Informationsabend der CDU Altlußheim ermutigt habe, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen, mit anderen darüber zu sprechen und dann für sich eine Entscheidung zu fällen. Dr. Marco Veselka machte jedoch auch deutlich, dass es noch vieler Anstrengungen bedürfe, um die Bürgerinnen und Bürger besser zu informieren. Er freute sich daher, dem Selbsthilfeverein Lebertransplantierte Deutschland e. V. eine Spende der CDU Altlußheim in Höhe von 200.- Euro übergeben und damit dessen Aufklärungsarbeit unterstützen zu können. (mve)