Praxis für Politik

Bundestagsabgeordneter Olav Gutting zu Besuch bei Select GmbH – Unternehmen für Zeitarbeit

Bundestagsabgeordneter Olav Gutting zu Besuch bei der Select GmbH

Bruchsal. Im Rahmen der Aktion "Praxis für Politik" auf Initiative des Bundesverbandes der Dienstleistungswirtschaft besuchte der Bundestagsabgeordnete Olav Gutting am 19. August 2010 die Select GmbH - Unternehmen für Zeitarbeit in Bruchsal, um sich Einblicke in die tägliche Berufspraxis eines Dienstleistungsunternehmens zu verschaffen. Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen begleitete die Niederlassungsleiterin Ulrike Ottmann und die Personaldisponentin Dolores Müller aktiv bei ihren Aufgaben und hatte so Gelegenheit, an mehreren Bewerbungsgesprächen und der Einstellung eines neuen Mitarbeiters teilzunehmen.

 

Forderung nach mehr Bürokratieabbau

Olav Gutting lernte auf diese Weise die verwaltungstechnischen Vorgänge im Personalmanagement eines Zeitarbeitsunternehmens kennen. Der hohe Aufwand durch die seit Anfang des Jahres zusätzlich eingeführte mehrseitige Formulare bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses im Rahmen des ELENA-Verfahrens fiel dem Bundestagsabgeordneten auf. Er bestätigte die momentan unnötig hohe Belastung im Tagesgeschäft, bekräftigte jedoch, dass eine Rationalisierung der Abläufe bis 2015 das ursprüngliche Ziel dieser neuen gesetzlichen Verordnungen sei.

Schlupflöcher für Arbeitsunwillige

Besonders interessant empfand Olav Gutting die Arbeit mit den Bewerbern, ein zentraler Bereich in der Zeitarbeit. Personaldisponentin Dolores Müller hatte an diesem Tag zehn Bewerber auf Vermittlungsvorschlag der Agentur für Arbeit zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Der Parlamentarier war erstaunt, dass lediglich vier der zehn eingeladenen Personen überhaupt zum Vorstellungstermin erschienen. Von diesen vieren gaben drei Arbeitssuchende an, doch lieber weiterhin das Arbeitslosengeld 1 (ALG1) in Anspruch nehmen zu wollen statt der angebotenen Stelle.

„Das, was wir heute hier erleben, ist leider momentan die Realität“, bestätigt Niederlassungsleiterin Ulrike Ottmann. „Es wird für uns zunehmend schwieriger, trotz guter Stellenangebote und steigender Löhne engagierte Mitarbeiter zu finden. Personen, die ein Vermittlungsangebot von Arbeitsagenturen bei einem Zeitarbeitsunternehmen erhalten, zeigen eine überdurchschnittlich hohe Neigung, die angebotenen Stellen aus Arbeitsunlust nicht anzunehmen (30 % der Fälle), mit dem Argument, man würde doch lieber das ALG1 ausschöpfen, solange noch möglich."

Häufige Praxis sei auch, sich nach einigen Tagen Arbeitsleben wieder aus dem Job zu verabschieden, um weiterhin ALG1 beziehen zu können. In diesen Fällen werde in der Regel eine Kündigung durch Fehlzeiten und Krankschreibungen provoziert, sodass es zu keinen Leistungskürzungen komme Probleme seien dabei ein extrem hoher Zeit- und Kostenaufwand für Zeitarbeitsunternehmen wegen arbeitsunwilliger Anwärter. Ebenso gebe s augenscheinlich zu wenige Sanktionen gegenüber solchen Arbeitnehmern vonseiten der Behörden/Arbeitsagenturen, die gezielt Arbeitsverweigerung und extrem kurze Arbeitsphasen bei wechselnden Arbeitgebern aufwiesen. Die gesetzliche Handhabe, dagegen vorzugehen, so Gutting, sei bereits gegeben.

Schnell und unkompliziert geht auch

Wie zügig es zu einem neuen Arbeitsvertrag kommen kann, erlebte Olav Gutting bei seinem Tagesbesuch im Select Standort Bruchsal auch: Einer der Bewerber wurde vom Fleck weg engagiert und wird ab der nächsten Woche bei einem Kunden im Einsatz sein. „Engagierte Bewerber erhalten von uns ein faires Angebot zum Tariflohn und mit zahlreichen Sozialleistungen wie Urlaubs-, Weihnachts- und Fahrgeld“, so Geschäftsführer und Inhaber Rüdiger Probst. „Viele langjährige Mitarbeiter – einige sind bereits mehr als zehn Jahre bei uns beschäftigt – bestätigen, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.“

Aus Sicht der Beteiligten war es ein rundum gelungener Tag: Für Olav Gutting und die Mitarbeiter der Select GmbH war die Initiative „Praxis für Politik“ eine wertvolle Gelegenheit, Hintergründe und Arbeitsweise der jeweiligen anderen Seite kennen und schätzen zu lernen. "Uns wird ja in Berlin immer vorgeworfen, wir hätten keine Ahnung von der Praxis", so der Abgeordnete. Für ihn gelte aber, Politik müsse sich an der Wirklichkeit orientieren. Das Praktikum bei Select war hierbei eine tolle Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Abläufe eines mittelständischen Betriebes zu erhalten. "Ich nehme viele Anregungen und Denkanstöße aus diesem Praktikum mit nach Berlin", sagte Gutting zum Abschluss.